Der Umzug der Menschheit:
Die transformative Kraft der Städte
Die Wucht der derzeitigen Urbanisierungsdynamik und ihre Auswirkungen sind so groß, dass sich weltweit Städte, Stadtgesellschaften, Regierungen und internationale Organisationen diesem Trend stellen müssen.
Übersicht
Wie sollen sich die Menschen behausen, wo können sie sich niederlassen, wie nahe dürfen ihnen die Nachbarn rücken? Diese Fragen sind so alt wie unsere Zivilisation, doch im 21. Jahrhundert werden sie auf neue Weise gestellt. Denn dieses Jahrhundert ist geprägt von einer Widerspruchsdynamik, die viele bisherige Erfahrungen sozialen Wandels in den Schatten stellt: Vielerorts rapide wachsende Bevölkerungen in den Entwicklungsländern und mancherorts schrumpfende Populationen in den Industrieländern, Bereicherung winziger Eliten und fortschreitende ökonomische Marginalisierung der Mehrheit, bewachte Luxusimmobilien umringt von menschenunwürdigen Quartieren in zahlreichen Megastädten, verbesserte Elementarversorgung von Milliarden Erdenbürgern bei gleichzeitiger Zerstörung ihrer langfristigen Lebensgrundlagen durch Ressourcenplünderung, Klimawandel und Umweltverschmutzung.
Das vorliegende Gutachten skizziert die besonderen Herausforderungen und Chancen dieses Jahrhunderts der Städte mit Blick auf die erforderliche Transformation zur Nachhaltigkeit. Charakteristisch für die Debatte um die Suche nach Lösungen ist die enorme Vielfalt an Instrumenten und Lösungspfaden. Daraus folgt die Einsicht, dass es keine Blaupausen für nachhaltige Stadtentwicklung geben kann.

Das Jahrhundert der Städte
Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Städte sein: Urbane Räume werden zur zentralen Organisationsform nahezu aller menschlichen Gesellschaften. Die Stadtbevölkerung könnte sich bis 2050 weltweit von heute knapp 4 Mrd. auf dann 6,5 Mrd. Menschen vergrößern– und mit ihr die urbanen Infrastrukturen. Etwa zwei Drittel der Menschheit werden dann in Städten zu Hause sein. Die Wucht des Urbanisierungsschubs betrifft vor allem Schwellen- und Entwicklungsländer in Asien und Afrika: Knapp 90% des Wachstums der urbanen Bevölkerung bis 2050 werden in diesen beiden Kontinenten erwartet. Dann werden dort voraussichtlich nahezu drei Viertel der globalen Stadtbevölkerung leben.
Ob Nachhaltigkeit gelingt entscheidet sich in den Städten
Von den Entscheidungen, die in Städten in den nächsten wenigen Jahren und Jahrzehnten getroffen werden, hängt der Fortgang der Großen Transformation wesentlich ab. Hier muss ein Paradigmenwechsel stattfinden: weg von inkrementellen Ansätzen, die im Wesentlichen von kurzfristigen Anforderungen getrieben sind, hin zu transformativen Änderungen mit strategischem, langfristigem Blick auf die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit und die Schaffung von Urbanität, die menschliche Lebensqualität dauerhaft befördert. Dabei ist weniger die Perspektive von heute in Richtung Zukunft wichtig, die bereits eingeschlagene Wege meist als unausweichlich erscheinen lässt. Vielmehr geht es um die Sicht aus einer erstrebenswerten Zukunft zurück auf die Gegenwart: Wie können heute Wege eingeschlagen und Sackgassen vermieden werden, um diese nachhaltige Zukunft zu ermöglichen?
Ein normativer Kompass für Stadtentwicklung
Für die am Menschen orientierte Gestaltung der Umbruchsituationen des „Jahrhunderts der Städte“ hat der WBGU zunächst einen „normativen Kompass“ entwickelt, der drei Dimensionen umfasst:
- erstens die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen durch Beachtung planetarischer Leitplanken und den Schutz der lokalen Umwelt;
- zweitens die Sicherstellung substanzieller, politischer und ökonomischer Teilhabe der Stadtbewohner;
- drittens öffnet der WBGU den Blick für die soziokulturelle wie räumliche Diversität der Städte und Stadtgesellschaften sowie die daraus erwachsende Pluralität der urbanen Transformationspfade: Jede Stadt muss auf „ihre eigene Art“ den Weg in eine nachhaltige Zukunft suchen. Diese „Eigenart“ ist nicht nur von großer Bedeutung für die Herstellung urbaner Lebensqualität und Identität, sondern ist auch unverzichtbare Ressource im Sinne der Entfaltung jeweils stadtspezifischer Kreativitäts- und Innovationspotenziale. Der WBGU führt mit der Dimension „Eigenart“ eine neue Kategorie in die Nachhaltigkeitsdiskussion ein.

Anforderungen an die urbane Transformation
Aus Sicht des WBGU beinhaltet eine an Lebensqualität und Wohlstand der Menschen orientierte urbane Transformation zur Nachhaltigkeit die folgenden Anforderungen.
Anforderung Infrastruktur
Die Infrastrukturentwicklung konnte in der Vergangenheit mit dem rasanten Urbanisierungsprozess nicht Schritt halten. Mehr als 850 Mio. Stadtbewohner leben in inadäquaten Wohnverhältnissen. Weltweit haben in Städten etwa 750 Mio. Menschen keinen Zugang zu angemessener sanitärer Versorgung und 150 Mio. Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In den Niedrigeinkommensländern haben etwa ein Drittel der Stadtbewohner keinen Zugang zu Elektrizität und etwa drei Viertel keinen Zugang zu modernen Energieträgern zum Kochen. Diesen Menschen Zugang zu angemessener Basisinfrastruktur zu verschaffen, ist bereits eine erhebliche Herausforderung. Zudem müssen bis Mitte des Jahrhunderts für etwa 2,5 Mrd. Menschen im Zeitraffer neue Wohnungen und städtische Infrastrukturen gebaut werden. . Die große Herausforderung wird darin bestehen, für diesen massiven Urbanisierungsschub rechtzeitig die Weichen in Richtung Nachhaltigkeit zu stellen.
Anforderung urbane Lebensqualität
Im Prozess der urbanen Transformation geht es auch um die Frage, wie für die aktuell mehr als 850 Mio. in Slums lebenden Menschen angemessene Wohnverhältnisse sichergestellt werden können und darüber hinaus, wie die urbane Lebensqualität von Menschen verbessert werden kann. Über die Herausforderungen, Arbeit und Beschäftigung in Städten zu schaffen, hinaus, stellen sich zwei grundsätzliche Fragen.
Erstens: Wie müssen Städte gestaltet werden, in denen Menschen sich wohlfühlen und ihre Potenziale entfalten können? Zweitens: Wie können Menschen auf dynamische Urbanisierungsprozesse Einfluss nehmen bzw. an ihnen teilhaben, wenn viele urbane Räume in kurzer Zeit tiefgreifende Veränderungen durchlaufen oder vollständig neu aufgebaut werden? Menschenfreundliche Städte entstehen vor allem, wenn Bürger an ihrer Gestaltung mitwirken können. Zum einen ist der Einfluss von großen Immobilieninvestoren in den Metropolen vieler Industrie- und Schwellenländer so prägend, dass Stadtverwaltungen und andere Verantwortliche eine am Menschen orientierte, nachhaltige Stadtentwicklung und gute Lebensqualität nicht mehr hinreichend beachten werden. Zum anderen waren 2012 am anderen Ende des Entwicklungsspektrums bereits mehr als 850 Mio. Menschen auf sich selbst gestellt. Sie leben in informellen, oft menschenunwürdigen Siedlungen, und ihre Zahl könnte sich bis 2050 mehr als verdoppeln.
Anforderung Umweltschutz
Städte sollen umweltfreundlich sein und den Menschen einen gesunden Lebensraum bieten. Damit wird Umweltschutz in den Städten zu einer der wichtigsten Anforderungen für Lebensqualität und Wohlstand der Stadtbevölkerung und somit auch der urbanen Transformation.
- Luftverschmutzung innerhalb und außerhalb von Gebäuden ist das größte Umweltgesundheitsrisiko, das weltweit für knapp 7 Mio. vorzeitige Todesfälle pro Jahr verantwortlich gemacht wird, die meisten von ihnen in Städten. Insgesamt wurden 2010 in Europa durch Luftverschmutzung etwa 600.000 vorzeitige Todesfälle verursacht.
- Wasserknappheit und Wasserverschmutzung betreffen bereits heute sehr viele Städte: Weltweit liegt rund die Hälfte aller Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern in Gebieten, die von Wasserknappheit betroffen sind. Es ist zu erwarten, dass sich die Wasserknappheit durch den Klimawandel und das Wachstum dieser Städte erheblich verschärfen wird. Wasserverschmutzung ist ein typisches Problem urbaner Verdichtungsräume, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo unbehandelte Abwässer die Wasserressourcen in den städtischen Einzugsgebieten kontaminieren.
- Abfallentsorgung ist überwiegend ein Problem der Städte. Im Vergleich zu anderen Ländergruppen generieren die Städte in Industrieländern den meisten Müll pro Kopf, aber die Zuwachsraten gehen zurück. In Entwicklungs- und vor allem in Schwellenländern steigen die Mengen aber stark an. Bis 2025 kann es weltweit zu einer Verdopplung der Abfallmengen kommen. In vielen Vierteln gibt es keine geordnete Sammlung und Abtransport, was erhebliche negative Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit hat. Etwa 70% der Siedlungsabfälle, teilweise Sondermüll, landen auf Deponien, die oft Oberflächengewässer, Grundwasser oder Böden kontaminieren und Treibhausgase emittieren.
Auch beim Klimaschutz spielen städtische Räume eine Schlüsselrolle, denn sie sind für etwa 70% der globalen Energienutzung und der globalen energiebedingten CO₂-Emissionen verantwortlich. Die Menschen in Städten sind aber auch Betroffene des Klimawandels.

Elemente eines Gesellschaftsvertrages für die urbane Transformation
Die Große Transformation zur nachhaltigen Gesellschaft erfordert einen generationenübergreifenden Orientierungsrahmen für ein gutes Zusammenleben von bald 9 Mrd. Menschen. Der WBGU spricht in diesem Zusammenhang von einem „neuen Weltgesellschaftsvertrag für eine klimaverträgliche und nachhaltige Weltwirtschaftsordnung“. In einer solchen gedachten Übereinkunft verpflichten sich Individuen und zivilgesellschaftliche Gruppen, Staaten und die Staatengemeinschaft sowie Unternehmen und die Wissenschaft, gemeinsam Verantwortung für den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu übernehmen. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Idee eines Weltgesellschaftsvertrages präzisieren und als „Gesellschaftsvertrag für die urbane Transformation“ konkreter gestalten. Der Gesellschaftsvertrag hätte einen virtuellen Charakter im Sinne einer gesellschaftlichen Übereinkunft über die urbane Transformation. Er sollte sich aber weltweit und auf verschiedenen Governance-Ebenen in Form ausformulierter Chartas widerspiegeln.
Die drei zentralen Elemente eines derartigen Vertrags sind
- eine polyzentrische Verantwortungsarchitektur;
- eine Transformation der vom WBGU priorisierten urbanen Handlungsfelder in Richtung Nachhaltigkeit;
- eine Berücksichtigung des normativen Kompasses des WBGU.


Kernempfehlungen für transformative Handlungsfelder
Transformative Handlungsfelder sind Bereiche der Stadtentwicklung, in denen der WBGU die größten potenziellen Hebelwirkungen für eine erfolgreiche urbane Transformation zur Nachhaltigkeit sieht.
Dekarbonisierung, Energie und Klimaschutz – Urbane Entscheidungskompetenz verbessern und Nullemissionen anstreben: Für die urbane Transformation in Richtung Klimaverträglichkeit müssen in den Städten die direkten CO₂-Emissionen auf Null zurückgeführt und die Energienachfrage in Grenzen gehalten werden, um die globale Energiewende in Richtung CO₂-emissionsfreier Energiesysteme zu ermöglichen.
Mobilität und Verkehr – Dominanz des motorisierten Individualverkehrs überwinden: Angestrebt werden sollten Städte mit guter Erreichbarkeit. In diesen liegen nicht nur bestimmte Orte (Arbeit, Wohnen usw.) nah beieinander, sondern diese Städte sind auch fußgängerfreundlich und verfügen über sichere Radwege sowie erschwingliche, klimaverträgliche und qualitativ hochwertige öffentliche Transportmöglichkeiten, die allen sozialen Gruppen zugänglich sind.
Baulich-räumliche Gestalt von Städten, Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit verbinden: Für eine klimaverträgliche Stadt- und Quartiersplanung sowie -entwicklung bedarf es lokal angepasster Stadtplanungsstrategien, bei denen neben dem jeweiligen geographischen und kulturellen Kontext auch technische Möglichkeiten der Umsetzung und Instandhaltung beachtet werden.
Stadtentwicklung an Klimaänderungen anpassen: Um die Risiken des Klimawandels für Stadtgesellschaften zu mindern, sollten Strategien für den Schutz der Bevölkerung (Aufklärung, Katastrophenvorsorge), die Priorisierung von Infrastrukturinvestitionen sowie Strategien für die Integration von Klimaschutz und Klimaanpassung in langfristigen Planungen entwickelt werden.
Armut und sozioökonomische Disparitäten in Städten abbauen: Vor allem Lokalregierungen sollten dafür sorgen, dass urbane Armutsgruppen Zugang zu Basisinfrastrukturen und -dienstleistungen erhalten. Hier ist ein fundamentaler Perspektivwechsel notwendig. Die konventionelle Urbanisierung hat finanzielle, personelle und kreative der oberen 1–20% der Weltbevölkerung gelenkt. Hier ist eine neue Prioritätensetzung notwendig, wenn verhindert werden soll, dass 2050 3 Mrd. Menschen in inakzeptablen, lebensfeindlichen, informellen Quartieren leben.
Flächennutzung gemeinwohlorientiert gestalten: Um negative Pfadabhängigkeiten zu vermeiden, sollte sich eine transformative Flächennutzungsgestaltung dabei möglichst auf zentrale Prinzipien konzentrieren. Diese sind die Verminderung der Flächendegradation, eine klima- und umweltgerechte sowie sozialverträgliche Nachverdichtung, Gemeinwohlorientierung sowie die Flexibilisierung und Anpassungsfähigkeit von Flächennutzungen. Voraussetzung sind adäquate Eigentumsverfassungen der Städte, die solche Gestaltungsspielräume bieten.
Nachhaltigen Umgang mit Materialien und Stoffströmen fördern: Städte sind Knotenpunkte der globalen Material- und Ressourcenströme, deren Zunahme mit einer Reihe unerwünschter Nebenwirkungen verbunden ist. Dazu zählen die Zerstörung naturnaher Landschaften und die Freisetzung toxischer Stoffe oder Treibhausgasemissionen. Zudem könnten wichtige Ressourcen in wenigen Dekaden knapp werden, wenn deren Extraktion unvermindert fortgeführt wird. Der Übergang in eine nachhaltige und möglichst vollständige Kreislaufwirtschaft in diesem Jahrhundert ist daher ein zentraler Baustein der Großen Transformation zur Nachhaltigkeit.
Ressourcen und Potenziale für ein gesundes Leben in Städten stärken: Städte bergen u. a. je nach Entwicklungsstand, Lage und Größe spezifische gesundheitliche Chancen und Risiken für die urbane Bevölkerung. Als zentrale Herausforderungen identifiziert der WBGU den Anstieg nicht übertragbarer Erkrankungen und die Ausbreitung ungesunder Lebensstile und Gewohnheiten, das steigende Risiko urbaner Epidemien und neuer Infektionskrankheiten sowie gesundheitliche Disparitäten in Städten. In Anbetracht der fortschreitenden globalen Urbanisierung ist die Förderung urbaner Gesundheit essenziell, denn diese ist sowohl Ziel als auch Ressource für die urbane Transformation zur Nachhaltigkeit.

Beispielstädte
Mumbai: Transformation einer Kolonialmetropole zur global vernetzten Megastadt

In Mumbai bestehen in Anbetracht der notwendigen nachholenden Stadtentwicklung und dem zukünftigen Wachstum zentrale Transformationsherausforderungen v. a. bei der Bereitstellung von adäquatem Wohnraum und Basisdienstleistungen sowie dem Abbau sozioökonomischer Disparitäten. Trotz des im globalen Vergleich bisher geringen ökologischen Fußabdrucks der Bevölkerung sollte die Stadt die Ressourcen- und Emissionsreduktion stärker in der Stadtplanung verankern.
Kairo: Metropole zwischen autoritärem Staat und schwacher Governance

Der Großraum Kairo hat sich dramatisch verändert. Aus der überschaubaren Stadt der 1950er-Jahre ist eine Metropolregion geworden, die von einem Dualismus von informellen bzw. ungeplanten Siedlungen und neu geplanten Wüstenstädten gekennzeichnet ist. Mittlerweile lassen sich aber erste Ansätze eines veränderten, integrierten Verständnisses von Urbanismus feststellen. Sofern es gelingt, die Teilhabe der Bevölkerung massiv auszubauen und die existierenden Ansätze progressiver Stadtentwicklungsstrategien weiterzuentwickeln, könnte auch in Kairo die Transformation zur Nachhaltigkeit gelingen.
Kopenhagen: eine am Menschen orientierte Pionierin nachhaltiger Stadtplanung

Über ihre weltweit bekannten Initiativen zur ökologischen Nachhaltigkeit mit lokalem wie globalem Bezug hinaus, zeichnet sich Kopenhagen durch ihre am Menschen orientierte Stadtplanung und -gestaltung aus. Politische Teilhabe und Diversität werden durch die Stadtregierung aktiv befördert. Zugleich zeigt das Beispiel, dass trotz ambitionierten Vorgehens noch erhebliche Etappen auf dem Weg zur Großen Transformation zur Nachhaltigkeit zurückzulegen sind.
Guangzhou: Öffnungspolitik, Globalisierung und migrationsgetragene Megaurbanisierung in der „Fabrik der Welt“

Guangzhou im chinesischen Perlflussdelta, der „Fabrik der Welt“, steht stellvertretend für zahlreiche chinesische Megastädte, die innerhalb von drei Jahrzehnten einen tiefgreifenden Umbruch erfahren haben. Im Zuge der politisch induzierten Öffnungspolitik hin zu einer marktorientierten Wirtschaft wurden sie strategisch und gezielt zu globalen Konzentrationspunkten ausländischer Direktinvestitionen umgestaltet. Aus Kerngebieten intensiver Landwirtschaft entstanden globale Industrie- und Dienstleistungszentren, hochverdichtete Megastädte und Zentren der Binnenmigration.
São Paulo: die fragmentierte Metropole

São Paulo ist hinsichtlich ihrer sozioökonomischen und räumlichen Entwicklungsdynamik, ihrer sozialräumlichen Strukturen und urbanen Lebensbedingungen eine zutiefst fragmentierte Metropolregion mit deutlichen sozialräumlichen Segregationstendenzen. Dabei hat São Paulo die planerischen und – wenn auch sicher nicht ausreichende – finanzielle Kapazitäten, um diesen Problemen begegnen zu können und eigenständige Entwicklungen in Richtung Transformation einzuleiten.
Der urbane Planet
Forschung für die Transformation der Städte zur Nachhaltigkeit
Umsetzung der New Urban Agenda jetzt kraftvoll angehen
Empfehlungen zur „UN-Konferenz über Wohnraum und nachhaltige urbane Entwicklung – Habitat III“
Abschluss von Habitat III: Konferenz springt zu kurz
Urbanisierung zum Thema der internationalen Politik machen
Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte
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Das Gutachten beeindruckt angesichts seiner argumentativen Fülle und vielfältigen Beispiele zu den Urbanisierungsphänomenen und der Beschreibung der Auswirkungen. Der Deutsche Städtetag fühlt sich – nicht zuletzt durch seine Beiträge zum Gelingen der HABITAT-III-Konferenz in Quito im Oktober 2016 – in vollständiger Übereinstimmung mit dem Gutachten, was die zentrale Rolle der Städte angeht, die anstehenden Transformationsanforderungen zu bewältigen und ihre Chancen zu nutzen. Die Herausforderungen an städtische Transformationen kommen deutlich zum Ausdruck: Die Aufforderung zu einer nachhaltigen, global kodierten Stadtentwicklungspolitik ist ein Auftrag an die Weltgemeinschaft und nationale Politiken, Städte handlungsfähig zu machen und an die städtischen Gesellschaften, diese Handlungsfähigkeit zum Nutzen der urbanen Bevölkerung einzusetzen.
Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse -
Präsidentin des Deutschen Städtetages
Der Bericht Umzug der Menschheit – Die transformative Kraft der Städte bringt bemerkenswert frischen Wind in einer Zeit, in der Platitüden an der Tagesordnung sind. Er ist mutig, argumentativ sorgfältig unterlegt (im Gegensatz zu Behauptungen), empirisch unterfüttert und in einen sehr originellen konzeptionellen Rahmen eingebettet, der einen globalen Blick mit einer differenzierten Sicht verbindet. Der Bericht bestätigt die zentrale Bedeutung kulturellen und institutionellen Wandels und scheut nicht davor zurück, spezifisch und programmatisch zu werden in einer Zeit, in der politische Diskurse zunehmend abgekoppelt sind von einer Gegenwart, die von Spaltung, Nicht-Nachhaltigkeit, Gewalt und Intoleranz geprägt zu sein scheint. Ich empfehle diesen Bericht ganz ausdrücklich als Pflichtlektüre.
Professor Edgar Pieterse -
Director – African Centre for Cities (University of Cape Town) & Chairperson of the Cities Alliance Think Tank.
PDF- und eBook-Downloads
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Externe Expertisen
Externe Expertisen werden vom WBGU in Aufrag gegeben, die Verantwortung für die Inhalte liegt bei den AutorInnen.
- Download: Prof. Dr. Christoph Bieber und Peter Bihr – Digitalisierung und die Smart City. Ressource und Barriere transformativer Urbanisierung (PDF 772 KB)
- Download: Prof. Dr. Martin Coy und Dr. Tobias Töpfer – São Paulo: Aktuelle Entwicklungstrends und Möglichkeiten der Transformation zur Nachhaltigkeit (PDF 1,1 MB)
- Download: PD Dr. Daniel Schiller – Informalität in urbanen Ökonomien (PDF 585 KB)
- Download: Prof. Dr. habil. Guido Spars und Dr. Roland Busch – Auswirkungen der Internationalisierung der Immobilienwirtschaft auf Wohnungsmärkte und Stadtentwicklung weltweit (PDF 2 MB)
- Download: Peter Taylor, FBA, AcSS – The Role of Cities in the Process of Economic Globalization (PDF 730 KB)