Urbanisierung zum Thema der internationalen Politik machen
In dieser Stellungnahme betont der WBGU die dringende Notwendigkeit einer globalen Diskussion über den anstehenden Urbanisierungsschub der in seiner Wucht, Größenordnung und Geschwindigkeit einmalig ist und den damit verbundenen Handlungsbedarf. Die globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 und das Klimaschutzübereinkommen von Paris werden laut WBGU nicht umsetzbar sein, wenn sich Städte nicht entsprechend entwickeln. Bis zur Mitte des Jahrhunderts müssen für ca. 2,5 Mrd. zusätzliche Stadtbewohner klimaneutrale und ressourceneffiziente Städte gebaut werden. Würden künftig Städte wie bisher gebaut, würden die planetaren Grenzen nicht eingehalten und damit nicht-nachhaltige Pfadabhängigkeiten zementiert werden. Das wissenschaftliche Beratungsgremium der Bundesregierung plädiert daher für einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Stadtentwicklung. Über die Art und Weise, wie Städte gebaut, geplant und strukturiert werden, und wie Versorgungs- und Mobilitätssysteme entwickelt werden, sollte ganz neu nachgedacht werden. Dafür bedarf es vor allem:
- Habitat-Konferenzen, die alle 4 und nicht nur alle 20 Jahre stattfinden,
- einer Reform und Stärkung des UN-Habitat-Programms,
- der Einrichtung eines Beratungsgremiums zur wissenschaftlichen Begleitung der internationalen Politik in Form wissenschaftlicher Sachstandsberichte,
- der Etablierung des Themas in der G 20 als ständigem Programmpunkt,
- der Stärkung der Rolle von Städtenetzwerken in der internationalen Politik,
- und der Stärkung des Themas Urbanisierung und Stadtentwicklung in der Entwicklungs- und der internationalen Zusammenarbeit sowie in der Forschung.
Die Deutsche Bundesregierung sollte sich, so der WBGU in seiner Stellungnahme abschließend, in Quito in dieser Weise für einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Stadtentwicklungspolitik stark machen.