Presseerklärung12.07.2019, Berlin/New York

Digitalisierung zum Thema globaler Nachhaltigkeitspolitik machen

Der globale digitale Wandel sollte so gestaltet werden, dass er die Umsetzung der Agenda 2030 mit ihren globalen Nachhaltigkeitszielen (SDGs) unterstützt. Bisher hat sich der durch die Digitalisierung erhoffte Beitrag zur Erreichung dieser Ziele nicht eingestellt.

Nur wenn der digitale Wandel und die Transformation zur Nachhaltigkeit konstruktiv verzahnt werden, kann es gelingen, Klima- und Umweltschutz sowie menschliche Entwicklung voranzubringen. Voraussetzung ist eine systematische Verankerung des Themas Digitalisierung und Nachhaltigkeit im System der Vereinten Nationen. Das derzeit in New York tagende Hochrangige Politische Forum für Nachhaltige Entwicklung (HLPF) bietet dafür eine ideale Plattform, so die Botschaft des heute vom WBGU veröffentlichten Politikpapiers „Digitales Momentum für die UN Nachhaltigkeitsagenda im 21. Jahrhundert“.

UN-Gipfel zum Thema „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ einberufen

Als zentrales Forum für Nachhaltigkeitsfragen in den Vereinten Nationen sollte sich das HLPF 2019 auch für einen UN-Gipfel zum Thema „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ im Jahr 2022 einsetzen – 30 Jahre nach dem Erdgipfel in Rio de Janeiro. Zentrales Thema des Gipfels sollte die Verständigung über notwendige Weichenstellungen sein, um eine digital unterstützte, nachhaltige Entwicklung zu erreichen und Risiken des digitalen Wandels einzuhegen bzw. zu vermeiden. Ein zentrales Ergebnis könnte eine Charta sein, in der die für eine nachhaltige Gestaltung des Digitalen Zeitalters grundlegenden Themen benannt und politische Ansatzpunkte identifiziert werden. Dafür hat der WBGU in seinem aktuellen Gutachten „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“ einen Entwurf vorgelegt.

Impulse für die internationale Nachhaltigkeitsdebatte

Der WBGU möchte vor diesem Hintergrund vier Impulse mit direktem Bezug zu den globalen Nachhaltigkeitszielen (SDGs) in die Diskussion einbringen:

Erstens geht es darum mittels einer gestärkten Zukunftsbildung das Welt(umwelt)bewusstsein der Menschen weltweit zu fördern. Im Zentrum sollte das Ziel stehen, Menschen zu befähigen den digitalen Wandel und die Transformation zur Nachhaltigkeit aktiv zu gestalten. Dabei sind offene Daten mit Nachhaltigkeitsbezug oder virtuelle Lernumfelder für das Erleben von Ökosystemen wichtige Elemente. Konkret sollte eine integrierte Programmatik für Zukunftsbildung entwickelt, UN-Prozesse für bürgerwissenschaftliche Projekte geöffnet und eine International Information Presseerklärung Union gegründet werden, die nachhaltigkeitsbezogene Daten erfasst, aufbereitet und zugänglich macht.

Zweitens sollte eine digital gestützte Kreislaufwirtschaft etabliert werden: Der Übergang von linearen und ressourcenintensiven Wertschöpfungsketten zu einer möglichst vollständigen Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Baustein der Transformation zur Nachhaltigkeit. Digitale Datenerfassung und -verarbeitung bieten hierfür große Potenziale. Konkret sollten umweltschädliche Emissionen und Ressourcenverbräuche über alle Wirtschaftszweige und Wertschöpfungsketten erfasst sowie verstärkt Anstrengungen zur internationalen Umsetzung der 3-R-Strategie (reduce, reuse, recycle) unternommen werden.

Drittens kann durch Nutzung digitaler Lösungen die Nachhaltigkeitspolitik selbst modernisiert werden. Digital gestützte Governance kann die Transparenz politischen Handelns sowie die Beteiligung und weltweite Vernetzung politischer Akteure verbessern helfen. Konkret sollte die Koordination im UN-System durch die Einrichtung einer „UN Digitalization Initiative“ intensiviert, eine „UN-Rahmenkonvention für digitale Nachhaltigkeit und nachhaltige Digitalisierung“ ausgehandelt sowie eine global einheitliche Indikatorik für die globalen Entwicklungsziele entwickelt werden, um die Vergleich- und Überprüfbarkeit der Länderberichte zu erleichtern.

Viertens bedarf es vor dem Hintergrund der Chancen und Risiken des digitalen Zeitalters einer Weiterentwicklung der globalen Nachhaltigkeitsagenda über 2030 hinaus. Die UN sollten sich rechtzeitig auf diese zukünftigen Herausforderungen vorbereiten. Dazu empfiehlt der WBGU für das Jahr 2022, also 30 Jahre nach dem Erdgipfel von Rio de Janeiro, ein UN-Gipfel zu „Nachhaltigkeit im Digitalen Zeitalter“ einzuberufen, um erste Weichen zur Fortschreibung der Agenda 2030 zu stellen. Ein zentrales Ergebnis könnte die Verabschiedung einer Charta mit dem Titel „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“ sein.