Presseerklärung17.03.2004, Berlin

Übergabe eines Politikpapiers an die Bundesregierung: "renewables2004-Konferenz als Hebel für eine globale Energiewende nutzen"

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) übergibt heute das Politikpapier „Erneuerbare Energien für eine nachhaltige Entwicklung: Impulse für die renewables 2004“ an die Bundesminister Edelgard Bulmahn (Forschung) und Jürgen Trittin (Umwelt).

Das Papier dient zur Vorbereitung der Internationalen Konferenz für Erneuerbare Energien, die vom 1.-4. Juni 2004 in Bonn stattfindet. Die Wissenschaftler schlagen darin konkrete Maßnahmen zur Einleitung und Förderung einer globalen Energiewende vor. Die Bundesregierung wird aufgerufen, sich auf der Konferenz für die Umsetzung dieser Maßnahmen einzusetzen.

Nationale Selbstverpflichtungen beschließen

Fortschrittswillige Länder sollten sich auf quantitative Ziele für den nationalen Ausbau erneuerbarer Energien verpflichten. Dabei kommt es darauf an, ein breites Technologiespektrum zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen und zur Steigerung der Energieeffizienz zu verwenden und weiter zu entwickeln. Die Zielvereinbarungen müssen die nachhaltigen Potenziale der einzelnen Energiequellen berücksichtigen.

Weltenergiecharta vereinbaren

Ein herausragendes Ergebnis der Konferenz sollte eine globale Energiestrategie in Form einer Weltenergiecharta sein. Diese sollte die wesentlichen Elemente einer nachhaltigen globalen Energiepolitik enthalten und den relevanten Akteuren als gemeinsame Handlungsgrundlage dienen.

Energiepolitik und –forschung weltweit koordinieren

Der WBGU setzt sich dafür ein, dass zur Koordination der globalen Energiepolitik ein globales Ministerforum für nachhaltige Energie eingerichtet wird. Mittelfristig sollte die Gründung einer internationalen Agentur für nachhaltige Energie angestrebt werden. Gleichzeitig müssen wissenschaftliche Politikberatung und Forschungsbemühungen international verbessert werden: Dazu wird erstens die Einrichtung eines „Zwischenstaatlichen Ausschusses für nachhaltige Energie“ zur Analyse und Bewertung globaler Energietrends und zum Aufzeigen von Handlungsoptionen empfohlen. Zweitens soll ein „Koordinationsprogramm zur Weltenergieforschung“ für die internationale Abstimmung und Optimierung nationaler Forschungs- und Entwicklungsstrategien ins Leben gerufen werden.

Internationale Modellprojekte mit Vorbildfunktion schaffen

Der WBGU empfiehlt, in großem Maßstab einige herausragende Modellprojekte der internationalen Zusammenarbeit zu entwickeln, die in vielen Teilen der Erde die Transformation der Energiesysteme einleiten können. Diese Projekte sollten in Bonn vereinbart werden.

Forschung und Entwicklung gezielt vorantreiben

In den Industrieländern sollten bis 2020 die direkten staatlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Energiebereich mindestens verzehnfacht werden. Der Schwerpunkt sollte dabei von fossiler und nuklearer Energie zügig auf erneuerbare Energien und Effizienzmaßnahmen verlagert werden. Für Deutschland wird eine fokussierte Forschungs- und Entwicklungsoffensive empfohlen. Dazu sollten die Mittel für erneuerbare Energien und Energieeffizienz innerhalb der nächsten fünf Jahre verdoppelt werden. Die Bundesregierung sollte in Bonn ein umfassendes Forschungs- und Entwicklungsprogramm zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz vorstellen.

Vorreiterrolle der EU ausbauen

Der WBGU empfiehlt, innerhalb der EU ehrgeizige Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2050 festzulegen. Außerdem sollen möglichst rasch EU-weite Energieeffizienzstrategien beschlossen werden. Der Verkehrs- und Gebäudebereich ist dabei besonders zu berücksichtigen.